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Über Geld spricht man nicht – ein Tabubruch

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Das Konzept:

 

  1. Überforme das patriarchale Wertsystem des Edelmetallgeldes mit archetypischen Bildern
  2. Den weiblichen Pol – das Silber – mit Bildern von Göttinnen
  3. Den männlichen Pol – das Gold – mit Bildern von Göttern
  4. Platziere dieses Geld-Kunstwerk im Kapitalmarkt, in die Hände von Investoren
  5. Dokumentiere die täglichen Schwankungen der Preisfeststellung im Kapitalmarkt
  6. Zeige die Ablösung des immateriellen Werts der Kunst von der Edelmetallbasis durch den Auktionsmarkt
  7. Dokumentiere die steigende Wertentwicklung im Kunstmarkt durch die Auktionsergebnisse
  8. Ermögliche kollektive Wahrnehmung des Schattens des verdrängten Archtyps durch das Konzeptkunstwerk

Die Wurzeln der Raub- und Tauschwirtschaft – ein Gespräch mit dem Künstler

Das Edelmetall Silber ist schon seit tausenden von Jahren als Geld in Gebrauch, bevor es seine Bedeutung durch das Papiergeldsystem (Fiat Money) verloren hat. Erst jetzt rückt es, verursacht durch den exponentiellen Zerfall des Papiergeldsystems, wieder als ursprüngliches Geld ins Bewusstsein.
Als „ursprüngliches Geld“ ist Metall – zuerst Bronze und später Gold und Silber – allerdings auch erst seit ca. viertausend Jahren bekannt. Vorher gab es kein Geld in dieser Form! Auch die Tauschwirtschaft – eine der nicht hinterfragten Grundannahmen unserer Wirtschaftswissenschaft aus der sich alle Theorievorstellungen ableiten – scheint nicht viel älter zu sein.
Die Entwicklung der Tauschwirtschaft und später des Zwischentauschmittels (Geld) in Form der Münze, markiert jedoch einen kulturhistorischen Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte. Diese Wende ist der gewaltsame Übergang von einem auf Schenkung basierenden Wirtschaftssystem der matriarchalen Stammeskultur in der Jungsteinzeit (der sogenannten „Prä-historie“), zur Raub- und später Tauschwirtschaft der patriarchalen Kultur (dem Zeitalter der sogenannten „Historie“).
Während und durch diesen Umbruch ist der Archetyp der „Grossen Mutter“ – einer von fünf Archetypen, die gesellschaftlich wirksam sind – kollektiv, d.h. in der gesamten Gesellschaft in Verdrängung geraten. Wie wir seit C.G. Jung wissen, steuert bei verdrängten, d.h. aus dem Bewusstsein abgespaltenen Archetypen, ihr Schatten das gesellschaftliche Verhalten (Literatur vgl. auch: Bernard A. Lietaer und Heike Schlatterer, Mysterium Geld: Emotionale Bedeutung und Wirkungsweise eines Tabus, München 2000, 3. Aufl.)
Der Archetyp der „Grossen Mutter“ ist im menschlichen Leben und in der Natur für Anfang und Ende (Geburt / Tod), Sexualität (Fruchtbarkeit / Fortpflanzung) und Wohlstand (Geld / Wirtschaft) zuständig. Die Verdrängung bedeutet, dass die damit verbundenen Lebensbereiche gesellschaftlich tabuisiert werden. Stattdessen wird das Verhalten der Gesellschaft von den „Schatten“ geprägt: Angst, Gier, Knappheit.
Auch wenn im Bereich der Sexualität, viel passiert ist (v.a. in den westlichen Ländern), ist jedoch bislang keine fundamentale Auseinandersetzung mit den Themen „Tod“ und „Geld“ in der gesellschaftlichen Diskussion feststellbar.
„Über Geld spricht man nicht“, ist ein weit verbreitetes Sprichwort. Es ist jedoch nur ein Hinweis darauf, dass weite Teile der Bevölkerung – auch oder gerade heute – nicht im entferntesten verstehen, was Geld ist, was der Begriff der Währung umfasst oder wie unser Papiergeldsystem in sich aufgebaut ist.
Um nun die kollektive Verdrängung des Archetyps der Grossen Mutter zu öffnen, wähle ich als Material eines der beiden wichtigsten Münzmetalle, das Silber. Dadurch spreche ich das Tabu-Thema GELD an.

Die Offenbarung des verdrängten Archetyps

Dies ist die zweite Komponente meines konzeptionellen Kunstwerks über das Tabu des Geldes: ich möchte in meiner Arbeit „Fünf Göttinnen“ die kollektive Verdrängung des Archetyps der Grossen Mutter sichtbar machen.
Dies ist ja die stärkste Fähigkeit der bildenden Kunst: durch die Darstellung eines Themas als Bild (ganz egal in welchem Medium oder in welcher Form) eröffnet sich den Menschen ein intuitiver, nicht auf Sprache basierender Zugang zu den visualisierten Themen. Dies ist wichtig, denn unser Unterbewusstsein funktioniert kaum (oder gar nicht) auf Sprache, sondern auf Bildern.
Durch die von mir imaginierten und in Silber geformten „Fünf Göttinnen“ – allesamt Aspekte oder Personifikationen der Grossen Mutter, bringe ich dieses verdrängte Thema zurück in die Bewusstheit der Gesellschaft. Damit entsteht eine Chance, die Abspaltung und die damit verbundenen negativen gesellschaftlichen Auswirkungen, langfristig zu heilen.

Limitiertes Kunstwerk zum Silberpreis – warum geht das?

Die Kunstbarren werden momentan preislich sehr „nah“ am Edelmetallpreis angeboten. Ökonomisch rechnet sich das für mich nur durch die Mehrwertsteuerdifferenz von 12%, die dadurch entsteht, dass Kunstwerke (genauso wie Silbermünzen) in der Mehrwertsteuer begünstigt sind und nur mit 7% besteuert werden.
Für mich bedeutet diese hauchdünne Gewinnspanne, die auch noch von den täglichen Preisschwankungen bedroht ist, nur einen Einstieg in ein künstlerisches Konzept, das sich im tatsächlichen Markthandeln von realen Wirtschaftsindividuen abspielt. Mir geht es vor allem darum, eine hinreichend große Anzahl der Kunstbarren in die Hände von Investoren und Sammlern zu platzieren. Dies ist der ursprüngliche Gedanke einer „Währung“, die entweder zirkuliert oder auch gehortet wird, die sich aber auf jeden Fall in den Händen der Marktteilnehmer befindet.
Sobald diese Phase der Erstplatzierung abgeschlossen ist, d.h. wenn z.B. drei Viertel der imitierten Stückzahl verkauft sein werden, wird das letzte Viertel der Auflage nur noch über den Auktionsmarkt für Kunstwerke zu erwerben sein. Ich kann damit die separate Entwicklung des Preises auf dem Kunstmarkt zeigen, nachdem ich die Marktfluktuationen des Edelmetalls beinahe täglich dokumentiert habe. Neben dem physischen Wertbestandteil (dem Silber) wird hierdurch die immaterielle Wertkomponente (der Kunst) deutlich. Dies ist der zweite Teil des künstlerischen Konzepts, denn die künstlerische Arbeit besteht nicht nur in der Gestaltung von Silberbarren in Form eines dreidimensionalen Kunstwerks aus Silber sondern auch in einem immateriell künstlerischen Konzept, das über Markt und Wert in der heutigen Gesellschaft reflektiert. Diese Vorgehensweise macht es ablesbar und damit sichtbar: Die Börsenkurse und späteren Auktionsergebnisse sind unverzichtbarer Bestandteil des Gesamtkunstwerks.
Es ist zu erwarten, dass spätestens zum Zeitpunkt des Verkaufs über Auktionshäuser, eine Abkoppelung des Preises vom Silber stattfinden wird. Der Silberpreis wird nur noch die Basis oder den Grundstock bilden, auf der sich die Dynamik der Kurse des Kunstmarktes entfalten wird. Es ist mit einem wesentlich höheren Aufschlag auf den Silberpreis in Zukunft zu rechnen.
Das Papiergeld und das völlig immaterielle Giralgeld (bankentechnisch „Sichteinlagen“ genannt) entstehen historisch aus der Fortentwicklung des Edelmetallgeldes. Da unser heutiges Geld inzwischen durch nichts, durch keinerlei Waren oder Leistungsversprechen mehr gedeckt ist, basiert unser Geldwesen vollständig auf dem Glauben der Menschen an das Geld. Unser Geldsystem hat damit längst die Funktion des Immateriellen, des Nicht-Physischen übernommen. Nicht umsonst sind die aus der Religion stammenden theologischen Begriffe mit den Begriffen der Finanzwelt so übereinstimmend: Glauben und Gläubiger, Credo und Kredit, Erlösung und Erlös, Offenbarung und Offenbarungseid (Lit. vgl. auch Piroschka Dossi, Hype – Kunst und Geld, München 2007, 5. Auflage 2011).
Eine ähnliche Entwicklung vollzieht sich in der Kunst: Das (arbeits-) aufwändige Wandgemälde in Form von Fresko oder Gobelin löst sich auf in Rahmen und Leinwand, Papier, Fotografie, Konzeptkunst oder Video. Auch die Skulptur wird abstrahiert, simplifiziert, reduziert. Es wird nach neuen, vorzugsweise billigen oder sogar müllartigen („trashigen“) Materialien gesucht, die Herstellung von Kunstwerken wird auf Industriebetriebe ausgelagert, solides Handwerk wird gemieden oder ist sogar verpönt, das künstlerische Werk entsteht durch die Interaktion oder erst durch den Betrachter. Das Materielle wird zunehmend immateriell. Gleichzeitig schießen die Preise für Kunst seit Jahrzehnten in die Höhe und brechen inzwischen alle 5- 10 Jahre eine neue „Schallmauer“ und lösen „Rekordauktionsergebnisse“ aus.
Auch dieser Wert jedoch, bildet sich erst im Auge des Betrachters, in diesem Fall des Käufers, und hat oftmals wenig oder nichts mit der im künstlerischen Werk steckenden Qualität der Gestaltung oder mit den getätigten materiellen Aufwendungen zu tun. Sowohl im Geldwesen als auch in der Kunst, geht die Entwicklung vom physisch limitierten Wertgegenstand zum immateriellen Wert, der scheinbar unlimitiert wachsen kann, der jedoch oft nur die Entwertung der Währung oder die überschäumende Gier der Marktteilnehmer anzeigt. Damit wären wir wieder beim Ausgangsthema des verdrängten Archetypen. All dies gilt es in der gezeigten Arbeit „Fünf Göttinnen“ offenzulegen.